Ometepe: „Lasst uns nicht im Stich“

(19. November 2021) Bewegt und tief beeindruckt sind die Wiehler Initiatoren des Ometepe-Projektes, Monika und Michael Höhn, jetzt aus Nicaragua zurückgekehrt. Bei einem Empfang hatten sie besonderen Dank erhalten für ihr 28-jähriges Engagement.
Große Dankbarkeit haben Monika und Michael Höhn bei ihrem jüngsten Besuch auf Ometepe erfahren. Foto: privatGroße Dankbarkeit haben Monika und Michael Höhn bei ihrem jüngsten Besuch auf Ometepe erfahren. Foto: privat „Einen Monat wollten wir uns Zeit nehmen, um die Entwicklungen seit unserem letzten Aufenthalt 2018 und den schrecklichen gewaltsamen Ausschreitungen, die es in dieser Zeit gegeben hatte, zu beobachten“, sagt Monika Höhn. Damals wurden Bürgerproteste aufgrund von Sozialkürzungen mit Gewalt niedergeschlagen. Es gab zahlreiche Tote. Unzählige Menschen flohen ins Ausland oder landeten in Gefängnissen.

Bis heute hat sich das Land davon nicht erholt. „Die Menschen sind traumatisiert, die Gesellschaft ist gespalten, die Angst ist allgegenwärtig und die Armut hat zugenommen. Hinzu kommt die Situation angesichts Corona“, berichten die Eheleute Höhn in ihrem abschließenden Bericht, den sie auch an die langjährigen Unterstützenden verschickt haben. Ab Juli 2021 ist das Ometepe-Projekt dankenswerterweise von dem Verein Nicaragua-Hilfe in Bonn übernommen worden. „Vieles erinnerte uns an unsere Anfänge 1993: Arbeitslosigkeit, sexueller Missbrauch, Gewalt in den Familien und auch Suizide waren wieder Themen, über die wir in diesen Wochen wieder neu informiert wurden. Das hat uns besonders erschüttert.“

Wir leergefegt war diese wunderbare tropische Insel im Großen Nicaraguasee, die auch „Oasis de paz, Oase des Friedens“ genannt wird, mit seinen freundlichen Menschen. Die Hotels, viele geschlossen, mussten ihre Mitarbeiter aufgrund der ausbleibenden Touristen entlassen. Der Tourismus brach völlig zusammen - eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes. Und ein Präsident, der mit seinem diktatorischen Verhalten die Angst schürt und öffentliche Großveranstaltungen und Demonstrationen untersagte. „Im Ometepe-Projekt konnte die Arbeit mit reduzierten finanziellen Mitteln weitergeführt werden. Wir erlebten engagierte Mitarbeitende im Bereich der Vorschule und der Frühförderung im Behindertenbereich, die besonders wichtig ist. Weiterhin wird deshalb um Spenden an die Nicaragua-Hilfe Bonn geworben“, so die Eheleute Höhn. „Wir begegneten Menschen, die in der Nacht aus den Vulkandörfern kamen, teilweise zu Fuß, um sich in der nahe gelegenen Kleinstadt vor der Klinik anzustellen und auf eine Impfung zu warten. 400 Impfdosen für 2000 Menschen.“

Informationen erfahren die Menschen über Lautsprecherwagen, es gibt keinen offiziellen Informationskanal vom Gesundheitsministerium. Die Informationen erfolgen weitgehend durch Mundpropaganda. „Eine mehrtägige Rundreise durch das Vulkanland verstärkte noch einmal den Eindruck der Trauer über diese Entwicklung bei vielen Nicaraguanern. Und immer wieder hörten wir die Bitte: Lasst uns nicht im Stich.“

Mit vielen Danksagungen, privaten Einladungen und Empfängen verabschiedeten sich die langjährigen Begleiter des Ometepe-Projektes und waren vor allem zutiefst berührt von den Segnungen alter Menschen aus den ärmsten Dörfern. Unter ihnen Dona Paulita, eine ihrer ältesten Kontakte, inzwischen über 90 Jahre alt und überwiegend bettlägerig. Mit einem guten Gefühl, dass es auf Ometepe weitergeht, kamen Monika und Michael Höhn wieder gesund in Wiehl an und geben den Dank und die Grüße an alle bisherigen Unterstützenden gerne weiter.