„Plattstrünkßer“ bei der OASe

(18. Juni 2024) Es wurde viel gelacht an dem Nachmittag, den „Plattstrünkßerin“ Iris Trespe als Gast der OASe gestaltete. Im Mittelpunkt: das Homburger Platt und viele Kindheitserinnerungen der Teilnehmenden.
Reges Interesse fand die OASe-Veranstaltung mit „Plattstrünkßerin“ Iris Trespe (hinten mit Buch). Foto: Stadt WiehlReges Interesse fand die OASe-Veranstaltung mit „Plattstrünkßerin“ Iris Trespe (hinten mit Buch). Foto: Stadt Wiehl „Du biss uch noch nitt längs Schmidts Backes!“ – mit dieser markanten Redewendung waren die Teilnehmenden des Lese- und Strunkß-Nachmittags gleich im Thema. Die Seniorinnen und Senioren aus Wiehl und den umliegenden Dörfern erinnerten sich lachend an so manch geflügeltes Wort in Mundart und tauschten sich lebhaft aus: über Begebenheiten aus ihrer Schulzeit, über das „Erpel upplähsen“ oder zu Wiehler Originalen wie dem „Fuulenbachs Chrest“ – angestoßen durch Geschichten (Schnückelcher) von Wilfried Hahn und Otto Kaufmann, die Iris Trespe zum Besten gab. Die Plattstrünkßerin hatte für die OASe (Offene Arbeit für Senioren der Stadt Wiehl) ein knapp zweistündiges Programm zusammengestellt, um bei den Teilnehmenden die Sprache ihrer Kindheit und Jugend aufleben zu lassen.

„Den Austausch mit Seniorinnen und Senioren in Mundart finde ich großartig, weil es so viel vom Leben der Menschen in unserer Region verrät“, sagt Iris Trespe: „Das Hommersche Platt ist geprägt von mühevoller Arbeit, Landwirtschaft, und vielen Entbehrungen. Diese Härte spiegelt sich in Begriffen und Redensarten wider. Doch auch eine spezielle Form von Humor und Widerstandskraft wird darin sichtbar.“ „Glücklicherweise bin ich ‚zweisprachig‘ in Wiehl mit Plattstrünkßern aufgewachsen und erhalte viel Unterstützung von Mundartsprechern, um an solche Informationen zu kommen“, so die Plattstrünkßerin.

In der Schule durfte man auf gar keinen Fall Platt sprechen, erinnert sich Hans-Jürgen Euler. Das sei für viele Kinder ein großes Problem gewesen, bestätigen weitere Gäste. Und überhaupt sei die Kindheit auf dem Land nicht immer leicht gewesen. „Wir liefen von Weiershagen bis nach Brächen hoch, um Waldbeeren zu sammeln“, erinnert sich Maria Liebke. „Und bei uns gab es nach solchen Sammelaktionen von meiner Oma zur Belohnung Waldbeerpfannekuchen – den Duft erinnere ich noch heute!“, schwärmt Helga Obermeier. Gutes Essen hatte – gerade in der „armen Zeit“ – einen hohen Stellenwert und die Teilnehmenden berichten von „Butterbrot mit Zucker“, das Kindern als Naschwerk diente.

Im Rückblick auf diese Begebenheiten lebt auch das „Platt sprechen“ bei vielen der Besucherinnen und Besucher des OASe-Treffs auf. Als es ans Übersetzen typischer Redensarten geht, die Iris Trespe zusammengetragen hat, gibt es Gelächter: „Däh hätt den Moll am rôhsen!“ oder „Däh hätt en Ratsch am Kappes!“ – wie ein Außenseiter, der durch skurriles Verhalten auffällt, abwertend auf Platt beschrieben wird.

Bei den Redewendungen habe sie einige Begriffe „beim besten Willen nicht“ zuordnen können, bekennt Sandra Peifer, Sozialpädagogin der Stadt Wiehl und Mitarbeiterin der OASe. Die gebürtige Koblenzerin hat den „Strunkß-Nachmittag“ aufmerksam begleitet und freut sich, dass die gut besuchte Veranstaltung zu einem lebhaften Austausch unter den Seniorinnen und Senioren geführt hat. Dass es auch heute noch Mundartsprecher oder -versteher gibt, die sich vom Platt distanzieren, ist für diese Seniorengruppe unverständlich: „Iss doch schö‘en, wann m‘r noch iss Platt hört unn uch strunkßt!“

Weitere Informationen bei Iris Trespe per E-Mail an [email protected]